Freitag, 29. Juni 2012

Frommels Freunde (IV)

Ein beliebter Treffpunkt der Wertheimer Runde war in den 1920er und frühen 1930er Jahren das Stübchen im Johannisturm der Wertheimer Burg. Ursprünglich als "Wandervogelbude" durch den Gymnasiallehrer Willy Hellemann und seine Schüler in Beschlag genommen, blieb der Ort auch beliebt bei den Freunden Hellemans, die sich gleich ihm als Georgeaner fühlten und gaben.

Percy Gothein (1896-1944) zog sich ebenso zum Arbeiten nach hier zurück wie sein Freund Wolfgang Frommel (1902-1986), der hier 1931 an seiner Schrift "Der dritte Humanismus" arbeitete. Diese erschien unter seinem Pseudonym Lothar Helbing und fand bei Zeitgenossen große Anerkennung, darunter seinem Freund, dem Orientalisten und preußischen Kultusminister Carl Heinrich Becker (1876-1933).

Es gibt einige zeitgenössische Aufnahmen dieser noch heute existierenden Stube, die aber fast nur den leeren Raum zeigen. Diese Aufnahme ist die einzige mir bekannte, die auch Personen zeigt. Sie stammt aus einem Fotoalbum aus der Familie Schüssler. Der Vater war Amtsgerichtsrat in Wertheim. Der Sohn gehörte in den 1920er Jahren wohl zum Freundeskreis, orientierte sich in den 1930er Jahren jedoch in Richtung Nationalssozialismus und wurde als junger Architekt zu Beginn des Dritten Reiches Schöpfer des Ehrenmals auf dem Kaffelstein in Kreuzwertheim.

Vermutlich zeigt das Foto rechts die Tochter der Familie Schüssler. Die linke Person wird sicher nicht mehr identifiziert werden könnnen. Aber wer könnte der junge Mann in der Mitte sein?


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