Mittwoch, 28. November 2012

Rentnerglück winkt!?!

Nun ist es also vollbracht. Der vergangene Mittwoch, der 21. November, war mein letzter Arbeitstag in der Redaktion der Wertheimer Zeitung, der mit einer kleinen Ausstandsfeier im benachbarten Café endete. Der Rest der Woche galt dem Ausräumen und Sichten der zahllosen Unterlagen und Notizen aus Schreibtisch und Schränken, die sich dort in den letzten fast 23 Jahren über jede zwischenzeitliche Aufräumaktion gerettet hatten und nun zu einem großen Teil geschreddert werden mussten, um Informanten und Lieferanten vertraulicher Unterlagen nicht zum Schluss noch in die Bredouille zu bringen. Mit Überlassung meines Büros, aller Schlüssel und meines schönen Dienstparkplatzes in der Tiefgarage unterm Wertheimer Schlossberg an meinen Nachfolger als Redaktionsleiter fand der vor ein paar Wochen begonnene Abnabelungsprozess nun sein Ende.

Gestern Abend gab es noch noch ein Gänseessen für die Kollegen, mit denen ich unter demselben Dach zusammengearbeitet habe, in der im weiten Umkreis berühmten Dorfwirtschaft »Stern« im Nachbardorf Michelrieth. Und dann war es plötzlich da, das Rentnerleben! Zum Glück sind die Hoffnungen und Erwartungen daran jedenfalls rosiger als der grauenhafte Ausdruck »Rentner«, der ja unmittelbar die Assoziation »altes Eisen« hervorruft. Egal! Ich freue mich auf die hoffentlich noch reichliche Zeit vor mir.

Damit Müßiggang gar nicht erst aufkommt (was wegen der langen Liste anstehender »Hausmeisterarbeiten« ohnehin schwierig wäre), habe ich gleich heute einen ersten Termin als Rentner wahrgenommen, einen sehr angenehmen natürlich, wie man sich das so wünscht. Ich habe nämlich mit einem bekannten Wertheimer, der ein Freund von Edgar Baron Heyking (1891-1956) war, das auf ihn gekommene Adressbuch des Barons durchgeblättert, das dieser seit spätestens 1924 geführt hatte. Viele bekannte Namen des Wertheimer Kreises und anderer Georgeaner tauchen darin ebenso auf wie ein Querschnitt durch den baltendeutschen Adel. Natürlich finden sich auch die Adressen vieler Zöglinge des Heyking'schen Pensionates wieder, zu denen nach dem Krieg auch der heutige Besitzer des Adressbuches gehört hatte. Eine Stunde und 52 Minuten Tonaufzeichnung sind dabei herausgekommen, bis bei einem Glas ausgezeichneten Rotweins über alle Namen von A bis Z wenigstens ein Satz, häufig aber auch sehr viele erzählt worden waren.

Wissen sichern ‒ das ist eine der Aufgaben, die ich mir in Bezug auf den Wertheimer Freundeskreis zwischen den Kriegen und im ersten Nachkriegsjahrzehnt vorgenommen habe für die neue Zeit vor mir. Sie hat gerade eben begonnen.

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