Er hat etwas gegen »tätowierte Teller« und auch gegen allerlei sonstigen Schnickschnack. Stattdessen setzt er auf ökologisch erzeugte Produkte höchster Qualität, am liebsten aus der Region. Vincent Klink, Sternekoch und Inhaber des Hotel-Restaurants »Wielandshöhe« in Stuttgart-Degerloch, ist zumindest im Südwesten vielen Menschen ein Begriff, unter anderem durch seine SWR-Fernsehsendung »Kochkunst mit Vincent Klink«. Bei uns im Hause ist sie Kultsendung, die möglichst nie verpasst und, wenn doch, wenigstens aufgezeichnet wird.
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Vorlage: SWR |
Einen Gutschein für einen Abend auf
der »Wielandshöhe« hatte meine Frau mir zu Weihnachten geschenkt. Jetzt klappte
es an einem Samstagabend: Vincent Klink hatte noch einen Tisch frei, und Sohn
und Schwiegertochter, die im Stuttgarter Speckgürtel wohnen, hatten auch Zeit, uns
zu begleiten.
Der Abend wurde in mancherlei
Hinsicht ein großer Erfolg. Zum einen schmeckte es wirklich hervorragend. Alle
vier hatten wir das Vier-Gänge-Menü gewählt, das durch weitere drei kleine
Zwischengänge und hausgemachte Pralinen zum Schluss die Verwirklichung einer
Devise Vincent Klinks erzwang: Jetzt wird der Gürtel weiter geschnallt! Zum
anderen fühlte man sich in der sehr gediegenen, aber nicht überkandidelten
Atmosphäre des Hauses entspannt und sehr wohl — genau drei Krawattenträger wurden unter den männlichen
Gästen erspäht, aber niemand kam ohne Sakko.
Ein Blick auf die Menükarte des Tages
mag ermessen lassen, was an diesem Abend bewältigt werden musste — und mit
großem Genuss erledigt werden durfte. Der rote Fleck auf der am Tisch x-mal
hin- und hergereichten Karte ist übrigens ein Fleck der Sauce Cumberland, der sich zufällig an der
richtigen Stelle niedergelassen hat.
Ein
Fan von Vincent Klink war ich schon vor diesem denkwürdigen Samstagabend.
Warum? Weil er mit guten Zutaten, wie man sie auch hier in Wertheim und
Umgebung bekommen kann, und ohne großen Firlefanz, dazu immer lehrreich, wirkliche
Kunst präsentiert, die den strebenden Hobbykoch nicht entmutigt, sondern zum
Nacheifern einlädt.
Das »Grundsätzliche«
auf Klinks Webseite beschreibt für mich genau das bisher immer unformuliert Empfundene
und nun erstmals Erlebte. »Ihre Interpretation von Kochkunst – wie sie sich für
mich etwa in dem rosa gebratenen Rücken vom Schwäbisch-Hällischen Spanferkel
manifestiert – spricht mich wohl deshalb so an, weil sie sich nicht an irgendwelchen
Moden orientiert, sondern einfach dem Menschen und der Natur angemessen ist«,
habe ich in einem kleinen Dankschreiben an den Meister und sein Team formuliert. Und das ist
wohl, wie ich meine, das eigentliche Geheimnis hinter seiner großen Kunst.